Lina Morgenstern

Was vermögen die Hausfrauen gegen die Verteuerung der Lebensmittel

Lassen Sie mich, hochgeehrte Anwesende, zunächst meine Freude darüber aussprechen, dass Sie in so großer Anzahl hier erschienen sind. Es ist dies ein Zeichen, dass es eine brennende Frage ist, welche ich heute erörtern will, und zugleich ein erfreuliches Zeichen, dass Sie mir das Vertrauen schenken, vielleicht praktische Vorschläge zur Abhilfe der wirtschaftlichen Missstände geben zu können, unter denen wir Alle mehr oder minder leiden.

Ich bitte sie, mir auf einigen Umwegen zu folgen, ehe ich zu den Resultat meines Vortrags zu kommen gedenke, denn diese Umwege sind notwendig, um zur Erkenntnis der Ursachen des Übels zu gelangen, welches heutzutage uns Alle beschäftigt: nämlich die allgemeine Teuerung.

»Ernst ist das Leben — heiter ist die Kunst!« Wie gern wiederholen wir diesen Ausspruch unseres großen Dichters, wenn wir von dem Gewirr der Lebensbühne uns wenden zu dem Phantasieleben der Kunstbühne; wenn wir aus der Disharmonie der wirklichen Verhältnisse uns in das Reich der Töne und Harmonien versenken, oder, wenn wir, die Prosa der Werkeltagsstimmung zu heben, hinfliehen zu Genüssen der Kunstschöpfungen unserer Dichter, Bilder und Maler!

»Ernst ist das Leben — heiter ist die Kunst!« — Und doch: wer wollte diesen Ausspruch aufrecht erhalten, wenn man der dornenvollen Bahn der Künstler gedenkt! Schwierig ist die Schule des Kunstjüngers! Entbehrungen, Täuschungen, Kämpfe zeichnen seinen Weg; Wenigen nur gelingt es, das ersehnte Ziel der Meisterschaft zu erreichen, wo ihnen Ruhm und Unsterblichkeit blüht, aber selten das heitere Glück!

Also die Kunst ist ernst, doch ihr Genuss erheitert! Außer den freien Künsten, welche unser Leben schmücken und verherrlichen, gibt es jedoch manche unscheinbare und unfreie Kunst, die neben den stolzen Schwestern gleich Aschenbrödel dasteht und die doch mächtig wirkt in ihrem Einfluss auf den Makrokosmos der Gesellschaft: den Staat, wie auf den Mikrokosmos derselben, die Familie.

Eine dieser wenig beachteten Künste ist die: »gut haushalten!« Im Staat übt diese Kunst der verantwortliche Minister; — im Haus, in der Familie übt sie das Weib! Der Minister bedarf und erhält jahrelange Ausbildung in der Nationalökonomie, ehe er seine Laufbahn beginnt; von der Frau verlangt man, dass sie mit natürlichem Takt und Verstand, aus der Tradition und Gewöhnung im Vaterhaus heraus, wo sie die Praxis zu beobachten und zu üben Gelegenheit hatte, das Richtige finde, um selbständig einen Hausstand zu leiten. Schätzt man doch im Allgemeinen die Tätigkeiten der Frau im Haus für zu untergeordnet und selbstverständlich , um ihr wissenschaftliche Grundlage zu geben! Ich erinnere nur daran, wie enttäuscht denkende Mütter und Pädagogen waren, als vor Kurzem in der stattgehabten Ministerialkonferenz, zu welcher Frauen und Männer berufen waren, um über das Wohl und die Förderung der Töchterschulen und der weiblichen Fortbildungsschulen zu beraten, die wichtigsten Punkte für den weiblichen Beruf in der Erziehung vollkommen unberührt blieben, nämlich: die Kindespflege, die Gesundheits- und Krankenpflege und die Haushaltungskunde.

Ich habe es heute nur mit der Haushaltungskunde zu tun! Wohlan! ich behaupte, meine hochverehrten Anwesenden, dass zunächst das Glück der Ehe von der Kunst des Weibes abhängt, gut Haus zu halten. Wenn nun aber schon die Erziehung den überlieferten Mechanismus walten lässt, — finden die jungen Hausfrauen denn etwa genügende Unterstützung, Belehrung und Beispiel an ihrem Lebensgefährten, ihrem Gatten? Ich sage leider: Nein! Der junge Mann, frühzeitig losgerissen aus dem Schoss der Familie, seinem Beruf nachgehend, lebt jahrelang in Pensionen oder im Gasthaus und wird dem geordneten Haushalt vollkommen entfremdet. Es folgt daraus, dass die meisten jungen Männer, sie mögen angehören welchem Stand sie wollen, von dem schlichtesten Arbeiter bis hinauf zum Fürsten, mehr für ihr einzelnes Leben verausgaben, als ein Haushalt in denselben Verhältnissen und bei denselben Einkünften kosten würde. Aber es folgt auch ferner daraus, dass die jungen Leute, an ein freies Wohlleben gewöhnt, die Wahl der Lebensgefährtin nicht nach Herzensneigung und Charaktertüchtigkeit treffen, sondern einzig nach dem Heiratsgut. Ich bin aber ganz der Meinung jener Frau, welche sagte: »Ich gebe meinen Töchtern keinen Deut mit; im Gegenteil: mein Schwiegersohn bleibt mein Schuldner für die gute Erziehung, die ich meiner Tochter gegeben habe; für das Lebensglück, das sie ihm meiner Überzeugung nach bereiten wird, und für die Stütze, deren er mich beraubt!« Genug, meine hochverehrten anwesenden, die Ehe ist leider meist auf äußere Vorteile hin mehr als auf innere Harmonie geschlossen und daher kommt es, dass die jungen Eheleute von vornherein weit mehr Wert auf die äußere Gestaltung ihrer Verhältnisse legen, als auf ein gegenseitiges Verstehen und die gemeinsame Arbeit für ein Ziel. — Um dem Heiratsgut der Frau entsprechend die Honigmonde reizvoll zu machen, wird von vornherein etwa die Ehe mit einer kostbaren Hochzeitsreise begonnen und im Anfang der jungen Frau jeder Wunsch des Herzens erfüllt. Sie schließt daraus auf die Vermögensumstände ihres Gatten und wird auch leichter veranlasst Geld auszugeben.

Statt von Beginn an die Ausgaben des Hauses nach den Einkünften einzurichten und dabei stets auf die Eventualitäten der kommenden Zeiten bedacht zu sein, für Ersparnisse notwendig sind, werden künstliche Bedürfnisse geschaffen, Überflüssiges angekauft; bald kommt es dahin, dass die junge Familie über ihre Verhältnisse lebt; und wenn sich auch der Mann in seinen Geschäftsunternehmungen nicht zu mäßigen versteht, so bedarf es nur eines kleinen Windstoßes, um die junge Wirtschaft in den Abgrund der Verarmung zu stürzen. Pflicht jeden Ehemannes ist es, der Lebensgefährtin von vornherein das Vertrauen entgegen zu bringen, sie vollständig über seine Vermögensverhältnisse und Einkünfte aufzuklären, um ihr die notwendige Übersicht zu gewähren, nach welchen sie ihren Haushalt einrichten, die Ausgaben nach den Einnahmen regeln, Überflüssiges vom Notwendigen scheiden könne. Dass aber hierbei nicht nur der Instinkt hinreichend ist, um die junge Frau zu leiten, vielmehr tüchtige Kenntnisse dazu gehören vom Wert des Geldes und der Waren, vom Markt und den Arbeitslöhnen, von dem Nährwert der Nahrungsmittel, von deren billiger und schmackhafter Zubereitung, von den Lokalverhältnissen der Stadt und den Bezugsquellen und endlich von den Vorteilen des Engros-Kaufs und denen des Selbsteinkaufs, darin werden Sie mir gewiss zustimmen. Wie viel wird in den meisten Wirtschaften dadurch verschleudert, dass die Frau verhindert oder zu bequem ist selbst einzukaufen und die Einkäufe ihren Dienstboten überlässt! Diese aber haben weder Interesse noch Verständnis, die Güte der Waren zu prüfen und werden übervorteilt, und verführt, auch ihrerseits die Herrschaft zu übervorteilen.

Nun aber, werte Zuhörer, ist es in keiner Zeit schwieriger gewesen gut hauszuhalten, als in unserer, wo die Teuerung der Lebensmittel einerseits jede regelmäßige Berechnung der Ausgaben unmöglich macht und andererseits die Stockung in Handel und Gewerbe und die sämtlichen ungesunden Verhältnisse, in denen wir leben; die Einkünfte der Männer schmälern. Lassen Sie uns das Gespräch in einer Familie des Mittelstandes belauschen, das Eltern und Kinder am Frühstückstisch führen: »Wie klein die Milchbrote sind, kaum ein Bissen! Liebe Frau schaffe dafür Schrippen an.« »Ach, Papa, die werden auch immer kleiner; von einer werde ich schon nicht mehr satt.« »Wir auch nicht«, ruft der fünfstimmige Chor! »Kinder, hungern sollt ihr nicht; nehmt Euch zwei Schrippen.« »Aber lieber Mann, wie soll ich bei all den Mehrausgaben mit meinem Wirtschaftsgeld langen? Brauchen wir doch täglich ein halbes Brot mehr, wie früher, weil es so klein wird und alle Lebensmittel zahle ich gegen früher um die Hälfte teurer. Es ist natürlich nicht möglich auszukommen.« »Also Du strickst«, sagte der Mann. »Es ist mir nicht zum Lachen«, erwiderte die Frau, »es ist mir völliger Ernst«. Aber da hat er schon den Hut ergriffen, ihr mit einem Kuss den Mund verschlossen und mit dem Ausruf: »Nur keine Klagen am Morgen!« verlässt er das Zimmer. Die Frau aber sitzt zu Hause und grübelt, wie es möglich sei,noch ferner die Wirtschaft zu führen, ohne die Lage zu sehr zu verschlimmern. Es kommt durch den Winter mit seinen vermehrten Bedürfnissen, die Kinder brauchen Schuhe, sie kosten auch den vierfachen Preis gegen früher. — — — —

Doch genug, verehrte Zuhörer, wir wissen alle am Besten, wo uns der Schuf drückt; wir sind ja hier Alle zusammengekommen, um uns zu beraten, was zu tun ist, um gegen den Übelstand der gesteigerten Lebensmittel Abhilfe zu suchen. Es ist nie meine Art gewesen, in Notzeiten zu klagen. Ich habe mir da immer gleich zugerufen, wie bessert man's?

Um ein Übel zu bessern, muss man es an der Wurzel anfassen. Und so gestatten Sie mir denn, auf die Ursachen zurück zu gehen, welche die heutigen Umstände herbeigeführt haben.

Was verteuert denn unsere Waren?
Sind Missernten eingetreten?
Haben wir Not- und Kriegszeit?

Gott bewahre, die Natur hat hat uns ihren Reichtum gespendet, wie zuvor, das Vaterland ist in Frieden. Aber die beiden mächtigsten Hebel der Gesellschaft, welche ihr Gedeihen und Segen bringen sollen, sie werden uns allen zum Fluch durch Selbstsucht und Habgier und Leichtsinn. Es ist dies die Solidarität der Arbeit und das Wesen der Genossenschaft. Der Kreislauf der Teuerung begann mit den Streiks, welche die Arbeitslöhne bis zu einer ungerechtfertigten Höhe steigerten, und nicht allein auf die Verteuerung der durch Menschenhand gefertigten Waren zurückwirkten, sondern selbst auf die Naturprodukte, die uns ernähren, wie Eier, Butter, Mehl und so weiter. Mir wurde von einem Landwirt mitgeteilt, dass er bei der diesjährigen Kartoffelernte, die ihm sonst 400 Taler an Arbeitslohn kostete, 1.000 Taler geben musste, nur durch Lohnsteigerung. Um von seinem Gut nicht noch weniger als 4% Ertrag zu haben, steigerte er den Milchpreis — in Folge auch den der Butter, der Kartoffeln selbst.

Sehen wir uns auf einem anderen Gebiet um.

Keine Verteuerung wird uns empfindlicher als die de Schuhe. Früher half keine Maschine, die menschliche Hand musste jede Naht des Schuhs sorgfältig und mit mühseliger Sroffüberwindung selbst nähen. Wir erhielten dauerhafte Schuhe, oft Meisterstücke,sauberer Ausführung und bezahlten einen verhältnismäßig billigen Preis, obwohl ein Geselle an einem Tag kaum ein paar gute Stiefel zu arbeiten vermochte. Jetzt arbeitet die Maschine sämtliche Nähte am Schuh, und mit solcher Geschwindigkeit, dass an einem Tag von einem fleißigen Arbeiter zwei bis drei Dutzend Schäfte gemacht werden können, Handarbeit bleibt nur für die Sohle und deren Verbindung mit dem Überzeug! Dennoch bezahlen wir den fünffachen Preis, weil der Arbeiter den dreifachen Lohn gegen früher erhält und die Schuhe sind schlechter in der Dauer als früher. Auf wen aber fällt diese Preissteigerung am schwersten zurück? Nicht etwa auf den Wohlhabenden, der hat ja die Mittel teurer zu zahlen, sondern auf den Arbeiter, sowie auf den Mittelstand der Beamten und Kaufleute, genug gerade auf die große Masse der Bevölkerung.

Ebenso wie die Arbeiter durch die Lohnsteigerung leichter und mühefreier verdienen wollten und dabei die jetzigen Verhältnisse mit schufen unter denen sie am Meisten leiden, ist es eine andere Gesellschaftsklasse, welche um schneller Reichtümer zu sammeln, die Neigung der Zeit, auf genossenschaftlichem Weg, durch gemeinsames Aufbringen eines Kapitals für ein Unternehmen, benutzten, um imaginäre Werte zu schaffen, welche den wirklichen Wert des Geldes herabdrückten, indem sie den Grundbesitz und die sämtlichen Industriewerte künstlich erhöhten

Das an und für sich gute Prinzip der Aktiengesellschaften, welche dazu diesen sollen, gemeinnützige Zwecke und industrielle Unternehmungen, die der Einzelne nicht Kraft und Mittel besitzt, allein bis zur höchsten Entwicklung zu bringen, oder die sonst an Mangel von Betriebskapital in der Hand des Einzelnen untergehen würden, — dieses gute Prinzip haben gewisse Spekulanten ausgenützt, um auf dem Weg der Gründung von Konsortien erst für diese und sich einen verhältnismäßigen Gewinn abzuschöpfen, welchen sie mit als Kapitalwert des Besitzes aufschlugen. Dadurch wurden von vornherein imaginäre Werte geschaffen. Hierzu nahmen sie ein dem Unternehmen angemessenes Betriebskapital an, welches beides durch Beteiligung in Aktien aufgebracht werden sollte. Der dabei in Aussicht gestellte Gewinn lockte nur zu leicht Diejenigen zum Kaufen derselben, denen ein mühseliger Broterwerb es wünschenswert machte, Ersparnisse möglichst hochverzinst anzulegen.

Ich erinnere Sie an die Preissteigerung der Häuser im vorigen Jahr. Die Wohnungsnot hatte nach dem Krieg ihren höchsten Gipfel erreicht. Obdachlos waren Tausende von Familien. Sie schritten teils zur Selbsthilfe, um in elenden Holzbaracken ihr Leben zu fristen, aus denen sie jedoch verschiedener Umstände wegen vertrieben wurden, um dann in kümmerlichen Afterwohnungen wieder jämmerlicher als je zuvor Zuflucht zu nehmen und dadurch zum Meistenteil der Unsittlichkeit und gänzlichen Verarmung in die Arme zu fallen. Dieses Los war besonders für die Frauen ein hart drückendes, für die Kinder ein höchst schädliches. Aber auch der bemittelte Stand ist von der Not betroffen worden, und es vergeht kein Tag, wo nicht Frauen aus den guten Ständen in öffentlichen Blättern Pensionäre oder Aftermieter suchen, weil sie nicht im Stande sind, die hohe Miete zu tragen, wenn sie nicht eine Unterstützung finden! —

War es damals der Gemeinsinn, welcher die Sache in die Hand nahm, um das Übel zu lindern, war es die Humanität?

Nein es war die Spekulation! Die Wirte, die — wie bei jeder Sache, nach welcher starke Nachfrage ist, — diese höher im Wert stellten, hatten kaum den starken Zuzug gesehen, der nach Berlin nach dem Krieg stattfand, als sie die Mieten in die Höhe schraubten. Plötzlich traten Baugesellschaften über Baugesellschaften in die Öffentlichkeit, die wie Pilze aus der Erde schossen, um, wie sie vorgaben, Arbeiter- und Bürgerhäuser zu bauen, die aber fast nichts geschaffen haben, wie Villenbauten und die Verteuerung des Grundbesitzes, indem sie die unsinnigsten Gebote nicht allein den Bauern in der Umgegend Berlins machte, um deren Äcker in Bauterrain zu wandeln, sondern welche die Spekulation der Hauseigentümer hervorriefen, die Mieten zu einer unerhörten Höhe hinaufzuzwingen, um ihren Häusern größere Kaufwert zu verleihen, und diese so schnell wie möglich in der Glanzperiode an den Mann zu bringen. Wir selbst wohnten in einem solchen Haus, aus dem wie dadurch vertrieben wurden, weil unsere Miete von 700 Taler auf 1.700 Taler gesteigert wurde, und in demselben Verhältnis auch alle anderen im Haus, da der Wirt durch diese Preissteigerung seiner Wohnungen sein Haus, welches 80.000 Taler in demselben Jahr abgeschätzt worden war, in vier Wochen auf 200.000 Taler zu verzinsen, um es an eine Gesellschaft zu verkaufen. In der Tat gelang ihm dies auch. Die Gesellschaft kaufte es zum Abbruch für den obigen Preis um Markthallen zu bauen. Die Markthallen sind bisher nicht konzessioniert worden, das Haus blieb stehen, und die Mieter des Hauses zahlen weiter, da sie die Geschäftsgegend nicht verlassen wollen, die hohe Miete. Selbstverständlich werden die Kosten der Miete als Geschäftsspesen auf die Ware geschlagen, die das Publikum also verteuert bezahlt. Das ist nur ein herausgerissener Fall. Aber die Baugesellschaften, die nun schnell bauen wollten, wirkten unwillkürlich auf die Teuerung der Baumaterialien und der Bauarbeiter ein. Diese, übermütig durch die zahlreichen Gesuche, die man an sie stellte, forderten unverhältnismäßig hohe Löhne, die soweit gingen, dass man die ländlichen Arbeitskräfte herbeirief, durch welche man nun wieder den Landwirten die Arbeiter entzog. Dadurch aber, dass auch der ländliche Arbeitermangel eine Steigerung der Löhne eintreten lassen musste, ist der Grund und Boden nicht mehr genügend verwertbar, und Güter, welche nur 4 Prozent Rente bringen, müssen ihr Vieh, ihr Getreide, ihre Milch und Butter zu höheren Preisen nach der Stadt schicken; und so haben wir die Ursachen, welche auf uns alle wirken, und uns in diese Verhältnisse gebracht haben.

In Wahrheit, es ist, als wenn der Zauberlehrling Goethes noch einmal in unberufener Hand die Geister zu Hilfe gerufen hätte, ihm zu diesen, ihm seine Arbeit zu erleichtern und der das Wort vergessen hat, sie zu bannen, so dass sie fort und fort das Wasser tragen, welches ihm und seiner ganzen Umgebung Tod und Verderben droht, — wenn der Meister nicht erscheint, um das erlösende Wort zu sprechen. Alle, die eben Arbeit ersparen, leichter, schneller, müheloser gewinnen wollten, haben die Wasser losgelassen, haben den Zauberstab des Meisters selbst schwingen wollen, um nicht länger Knecht zu bleiben, und nun steigen uns alle die Wasser bis zum Hals, die Gefahr der Überflutung bedroht uns, und wir harren alle des Zauberworts, dass diese Wasser wieder in ihr Bett zurückwende.

Wenn nun wir Hausfrauen uns in dieser Weise mitleidend fühlen, in Mitleidenschaft gezogen werden und uns berechtigt glauben, Klage gegen die Männerwelt zu führen, welche uns in dieses Unglück gebracht hat, lassen sie uns gerecht sein und die Frage aufstellen: »Sind wir denn ganz schuldlos dabei geblieben? — Haben wir nicht auch dazu beigetragen, dass alle diese Verhältnisse so geworden sind? Gerade diejenigen Hausfrauen, deren Männer Hunderttausende und Millionen ansammelten, sie sind das prahlende Aushängeschild ihrer Männer geworden! Sie haben nicht energisch genug gegen diese ungesund steigenden Verhältnisse protestiert! Fürstlicher Haushalt hat sich überall offenbart. Die Einfachheit ist selbst wie eine niedrige Magd aus der Küche der Reichen verjagt, so dass sich selbst die Aufgeblasenheit der Herrschaft an dem Hochmut der Diener zeigt, die auf dem Markt damit prahlen, dass ihnen kein Preis zu hoch zu zahlen, denn es gilt ja nur Geld auszugeben, was so leicht gewonnen ist. Sobald jedoch dieses Gebot für die Ware ohne Prüfung bezahlt wird, so muss der Mittelstand den dadurch gesteigerten Preis ebenso zahlen. Meine hochgeehrten Anwesenden! ich bin keine Feindin des Reichtums, des Wohllebebens und des Luxus', denn Reichtum, Wohlleben und Luxus gehören dazu, um Gewerbe, Industrie und Kunst zu fördern, und wehe dem, der Erbitterung erzeugen will gegen den Reichtum! Aber in einer Zeit, die so ernst ist, wie die unsere, die so mahnend zu Aller Herzen spricht, da müssen wir uns sagen: Einschränkung tut not! Rückkehr zur Einfachheit ist Lebensfrage, wenn wir wollen, dass der goldene Mittelstand unter den unwirtschaftlichen Verhältnissen nicht ersticken soll, welche sich sowohl bei den Arbeitern einerseits, wie bei den Reichen andererseits auf seine Erdrückung vorbereiten. Denn, bedenken Sie nur: die Arbeit des mühselig Erwerbenden, des Gelehrten, Beamten, des arbeitenden Kaufmanns ist fast Null gegen die leichte Gewinnung an der Börse und andererseits gegen die unverhältnissmäßige Lohnsteigerung des Arbeiters, welcher Steine karrend an einem Tag mehr verdient als eben diejenigen, welche ich genannt habe. Und sagen Sie selbst, sind wir denn alle glücklicher geworden dadurch, dass wir uns in diesen Verhältnissen bewegen? — Ist unsere Gesellschaft eine veredelte geworden? Hat die Intelligenz unter uns dadurch zugenommen? Sind unsere Kinder dadurch befähigter, jedem Verhältnis im Leben mehr zu trotzen? — Nein! — sehen Sie sich einmal unsere Gesellschaft an. In den Häusern der Kapitalisten gibt man lukullische Gastmähler, nur um zu glänzen. Man kommt nicht zusammen, um eine Geist und Herz befriedigende Unterhaltung zu führen, die Zusammenkünfte sind vielmehr derartig, dass die Frauen ihr Hauptvergnügen darin finden, die kostbaren Toiletten und den Schmuck der Nachbarin zu bewundern und den Männern genügt es nicht, während des Tages mit dem Schmutzigen Geld zu tun zu haben, sie verlassen die Unterhaltungssäle der Frauen, um sich an den Spieltischen zu gruppieren und noch hier zu zeigen, welchen Trumpf sie aussetzen können. Und macht es denn der Arbeiter besser? Lebt er mehr mit und für seine Familie durch die verbesserten Einkünfte? Die Wirtshäuser allein haben in den meisten Fällen gewonnen!

Dazu kommt, dass diejenigen, welche die Hüter der idealen Schätze der Nation sind, die geistigen Arbeiter kaum das erzielen, was sie zum Notwendigsten gebrauchen und deshalb gezwungen sind, über ihre Einkünfte zu leben oder ihren wissenschaftlichen Beruf zu verlassen, um irgend einem Erwerb nachzugehen, der Brot für die Familie gibt.

So kenne ich Lehrer, Juristen und Schriftsteller, welche in ihrem Amt und Beruf nicht mehr auszukommen vermochten, und die unter die Gründer als Direktoren gingen! — Was machen diese Unglücklichen aber jetzt, wenn ihre Banken liquidieren und sie aus der Laufbahn gebracht, schwer in dieselbe zurückkehren können? Andererseits, was soll aus Sittlichkeit, Menschenwürde, was soll aus den höchsten Gütern der Menschheit werden, wenn jeder nur gezwungen ist, für den Erwerb zu arbeiten? Einem namhaften Schrittsteller, der ein wertvolles Buch zum Verlag anbot, antwortete der Verleger: »Ich nehme es gern, aber ich bin nicht im Stand, Ihnen die Hälfte des bisherigen Honorars zu geben, da Drucker, Setzer, Buchbinder und Papiermehr als das Doppelte kosten.« Sieht man hier nicht augenblicklich die Entwertung der geistigen Arbeiten durch Verteuerung der materiellen" Und worden denn der Industrie und dem Gewerbe so unermessliche Goldgruben eröffnet sein, wenn die Wissenschaft ihr nicht die Wege gebahnt, die Mittel gewiesen hätte?

Es ist als eine, für das sittliche und materielle Wohl notwendige Forderung, nachzudenken, wie der Verteuerung der Lebensmittel und Arbeitslöhne entgegen zu arbeiten sei. Mein erster Vorschlag, hochverehrte Anwesenden geht dahin, dass jede Hausfrau in ihrem Hause die möglichste Einfachheit und Einschränkung einführe. Wenn wir uns auf das Notwendige beschränken, zur Einfachheit zurückkehren, dann werden die Warenmärkte überschwemmt und wo Ware genug vorhanden ist, da sind auch billigere Preise. Durch Einfachheit in den Bedürfnissen werden wir die Zeit sparen, die an Überflüssiges verschwendet wird, unser geselliges Leben muss mehr geistigen und gemütlichen Genuss bieten, als roh materiellen. Unsere Töchter sollen nicht Puppen der Mode sein, die ihre meiste Aufmerksamkeit und Sorge auf die äußere Erscheinung legen, sondern wir mögen sie zur Ordnung, zum Fleiß und zur Sparsamkeit, zu edlem und gemeinnützigem Streben und Wirken erziehen. Sie sollen lernen, auf jedem Gebiet der Wirtschaft zu Hause zu sein, um die bitteren Erfahrungen einer jungen Hausfrau zu vermeiden. Sie sollen besonders auch einkaufen zu lernen und in der Warenkenntnis von uns unterrichtet werden.

Aber sie würden sehr enttäuscht sein, verehrte Anwesende, wenn ich mich damit begnügen wollte, Ihnen so allgemeine Ratschläge zu geben, die einer nach dem anderen in die Ohren flüstern kann, und die Sie achselzuckend vielleicht dahin beantworten würden: das ist nicht deine Sache; mag es doch jeder treiben, wie er es kann. Es ist also zum Schluss ein praktischer, weitgreifender Vorschlag, den ich Ihnen als Resultat meines Vortrags geben will. Dem beispiel der Berliner Volksküche folgend und angelehnt an die Erfahrung derselben, welche gezeigt hat, dass durch den großen Konsum selbst in Zeiten der Teuerung durch Engros-Einkauf billige Preise erhalten werden können; möchte ich Sie einladen, einem Hausfrauenverein beizutreten, dessen Zweck es ist, die gesamten wirtschaftlichen Interessen des Haushalts zu vertreten. Dieser Hausfrauenverein soll in erster Linie Konsumvereine über ganz Berlin verbreiten, welche sich an bereits bestehende, als gut geprüfte Konsumvereine anschließen können, sowie Bezug nehmend auf die Quellen der Berliner Volksküchen, die bereits einen Großhandel im Verkauf repräsentieren, wie ihn kaum ein großes Geschäft hat, indem 10.000 Menschen durch dieselbe ihre Bedürfnisse für ein Mittagsmahl täglich vollkommen befriedigen! — Zweitens soll dieser Hausfrauenverein Auskunftsbüro errichten, und welchen den Mitgliedern und allen, die es werden wollen, die besten und billigsten Bezugsquellen der Stadt gesagt werden, welche mit dem Verein sich verbinden, um den Mitgliedern Rabatt zu geben. Drittens sollen junge Hausfrauen belehrt werden über Warenkenntnisse und wirtschaftliche Verhältnisse durch Wort und Schrift.

Die Büros dienen zugleich der Vermittlung für Arbeitskräfte und Dienstboten, über welche hier wahrheitsgetreue Auskunft erteilt werden soll. Meine Damen! Sie wissen, dass es mit den Lebensmitteln auch der Dienstbotenlohn mächtig in die Höhe gegangen ist. Wenn wir nun auch gern zuggeben müssen, dass die weiblichen Dienstboten, den allgemeinen Verhältnissen angemessen, besser besoldet werden müssen, als früher, so sind wir auch hier ganz der Willkür preisgegeben, die durch die Normierung des Lohns je nach den Leistungen zu beseitigen ist.

Meine Damen! Es ist eine große Aufgabe, über welche ich Ihnen einen schnell ausgesprochenen und leicht hingeworfenen Plan vorlege; aber diese Aufgabe hat mich bereits seit zwei Jahren beschäftigt und ich habe immer gezögert, damit hervorzutreten. Allein jetzt, wo es ein dringendes Bedürfnis ist, hervorgegangen aus dem Notschrei der Zeit, wage ich es, im Verein mit den Vorsteherinnen der Volksküchen, mich provisorisch an die Spitze des Unternehmens zu stellen, zu versuchen, der Verteuerung der Lebensmittel und arbeitslöhne entgegen zu arbeiten. Wir stehen in unseren Bestrebungen nicht vereinzelt da. Es ist eigentümlich, dass, wenn eine Idee reif wird in der Zeit, sie hier und dort auftaucht, in derselben oder in anderer Gestalt, und somit recht bekundet, dass der Menschengeist ein einziger ist, wenn auch in unzähligen Formen gestaltet, dass er ein zusammengehöriger ist, der das gleiche Verlangen und Streben hat, und seine Allseitigkeit, hier und da vereinzelt, um so allgemeiner zu werden. Es sind uns vor längerer Zeit die Hausfrauen in Landsberg an der Warthe, indem sie, um die Bäcker zu bestimmen, den Preis zu behalten, den diese erhöhen wollten, der Schrippen sich enthielten und Schwarzbrot aßen.

Wir in Berlin könnten zu einem solchen Mittel nicht greifen, da die Verhältnisse der großen Stadt sich derartig nicht beherrschen lassen. Denn was würde es uns zum Beispiel nutzen wenn 500 von uns sich vornehmen würden, den Markt nicht zu besuchen? Das würden die Verkäufer kaum empfinden, während in der kleinen Stadt 500 Käuferinnen ganz außerordentlichen Einfluss üben. Wir sind aber wohl im Stand zu prüfen, welcher Bäcker überteuert und welcher die normalen Preise nimmt, und danach zu wählen, bei welchem Bäcker wir unsere Bedürfnisse entnehmen würden. Gerade die große Konkurrenz kommt uns hierbei zu Statten. Die Verteuerung des Fleisches hat auch schon Mitglieder der jüdischen Gemeinde hier veranlasst, einen Konsumverein für Fleisch zu bilden, der ebenso gerechtfertigt erscheint, wie unser Verein erscheinen wird. Auch die Kassler Frauen haben bereits einen Aufruf erlassen, um gegen die Verteuerung sich zu vereinigen und dieselben Ursachen veranlassten den als Reiseschriftsteller gut renommierten Lehrer Riesel ein Institut zu gründen, das den Namen »Oeconom« trägt und die Aufgabe hat, den Teilnehmern Rabatt in Geschäften, in Theatern und selbst auf Eisenbahnen zu verschaffen. — Ein Hausfrauen-Verein würde zum Beispiel einen Druck auf die Fleischpreise üben können, wenn derselbe Submission ausschriebe und Lieferanten sich verpflichten, billigere Preise und gute Waren zu stellen, sobald ihnen ein Konsum von gewisser Höhe garantiert wird. Wie wäre die Volksküche imstande, so billige Preise zu bieten, wenn sie nicht durch den großen Konsum das Fleisch billiger erhalten würde? Gerade die Fleisch- und Mehlspeise und die damit zusammenhängenden Backwarenpreise hängen aber noch von anderen Umständen ab. Sie Werden zum Teil bewirkt durch dir Mahl- und Schlachtsteuer, denn dieselbe iss noch nicht aufgehoben und der Zuzug für die Stadt wird dadurch sehr beschränkt, so dass die Dorfbewohner lieber im Dorf verkaufen und die Händler dorthin gehen, um die Waren dann teurer zu verkaufen, als wenn unser Markt direkt auswärtige Ware darböte und wir die Wahl hätten, sie uns auszusuchen.

Es erscheint daher wünschenswert, dass die Mahl- und Schlachtsteuer gänzlich falle, um uns das freie Hereinbringen der Ware zu erleichtern und uns unabhängiger von den hiesigen Händlern zu machen. — Die größte Willkür in der Preisbestimmung herrscht auf den Wochenmärkten, wo jeder Bauer nach seinem Belieben verkauft und die hiesigen Verkäufer die Preise noch mehr in die Höhe treiben, indem sie Alles, was vom Land kommt, aufkaufen, ehe der einzelne Käufer herankommt.

Wir hörten im vorigen Jahr aus Braunschweig von einer Butter- und Eier-Revolution auf dem Markt, durch welche die Hausfrauen die Bauern auf dem Markt zwingen wollten, billigere Butter- und Eierpreise zu bewilligen. Bei einer solchen zögen wir als Berlinerinnen freilich den Kürzeren, da wir Nichts erzielen würden, als uns dem bekannten Aufgebot der Höferinnen und dem Hohn des Janhagels [Janhagel: Pöbel] auszusetzen. Allein Eins ist Not, die Hausfrauen müssen sich mit den offiziellen in den Zeitungen angegebenen Marktpreisen bekannt machen, um nur solche zu zahlen, mit Hinweis auf die Preisnotierungen.

Das Auftreten der Frauen hier und an anderen Orten, der Teuerung gegenüber, ist uns ein sicheres Anzeichen, dass die Unzufriedenheit mit den jetzigen Preisen eine gerechtfertigte ist, und dass wir durchaus nicht billigen können, dass diese Preise aufrecht erhalten bleiben, sonst schaffen wir englische Zustände, dass heißt keine engelartigen Zustände, sondern Zustände wie in England, wo, wie ich hörte, schon seit Jahren 12 Eier 15 Silbergroschen kosten, und dass man sich dort verwundert, dass man hier noch darüber erstaunt, wie schnell jetzt bei uns die Preise steigen.

Um sie nicht länger zu ermüden, möchte ich zuletzt den praktischen Vorschlag machen, dass Diejenigen, welche sich einverstanden erklären mit der Bildung eines Hausfrauen-Vereins, sich heute oder in den nächsten Tagen dazu melden, so dass wir eben durch die Zahl der Mitglieder, die wir gewinnen, auch zugleich die Überzeugung erhalten können, dass mein Vorschlag auch bald zur praktischen Tat werden kann. Ich glaube, die Vorteile dieses Hausfrauen-Vereins liegen so auf der Hand, dass die Hausfrauen gewiss damit einverstanden sein werden, aber dass auch die Ehemänner nichts dagegen haben werden, hoffe ich, denn sie dürfen ja dann keine »Zulage« geben! (Heiterkeit.)

Zum Schluss muss ich noch einer Bestrebung gedenken, die sich hier in Berlin unter Beamtenwitwen und einzeln dastehenden Damen kundgibt: Wie unsere Volksküchen ein außerordentliches Bedürfnis, hervorgegangen aus einer außerordentlichen Zeit, waren, so gehen diese Frauen damit um, für ihren Bedarf — und da sie meist genügender Bedienung entbehren, gemeinschaftliche Küchen zu errichten, die ihnen eine kräftige gesunde Hausmannskost liefert. Die bestehenden Restaurants sollen hier, wie jene Damen mir mitteilten, nicht genügend Abhilfe gewähren, da zu wenig kräftig mit dem Nährwert entsprechend gekocht wird. Ich selbst wurde gebeten, mich bei dieser Bestrebung zu beteiligen, um sie nach dem Prinzip der Volksküchen einzurichten, allein eben der Volksküchen halber, die meine volle Tätigkeit in Anspruch nehmen, lehnte ich diese Beteiligung ab.

In der Tat lassen sich in einer solchen gemeinschaftlichen Küche Ersparnisse erzeugen, welche der Güte der Speisen zu gute kommen müssen, allein sollte sich dies nicht erreichen lassen, indem der Hausfrauen-Verein die besehenden Damen-Restaurants in sofern unter seine Kontrolle stellt, als er von Zeit zu Zeit über sie berichtet, die Urteile der Speisenden entgegen nimmt und ihre Klagen energisch unterstützt? Warum sollte sich die Spekulation des Restaurants nicht mit einer sauberen und gesunden Küche zu mäßigen Preisen vereinigen lassen? Sicher würde der erhöhte Konsum sie für etwaige Ersparnisse durch geringere Speisezutaten entschädigen.

Aber auch diese Bestrebung ist uns ein Zeichen dafür, dass das wirtschaftliche Leben einzeln stehender Frauen ebenso der Verbesserungen bedarf, wie das der Familien-Haushaltungen. Wohlan, werte Hausfrauen! Lasst uns vereinigen zum Heil unserer Häuslichkeit, uns eingehend mit den wirtschaftlichen Verhältnissen zu beschäftigen, nicht uns bloß damit begnügen, dass wir unsere Ausgaben beschränken, sondern stets eingedenk zu sein, dass unser Haushalt dazu da ist, um der Familie Behaglichkeit zu bereiten, um den Mann an das Haus zu fesseln; um den Kindern eine feste Heimat in dem Haus zugeben, welche in ihnen noch bis zur letzten Lebensstunde in der Erinnerung Heimatgefühle erweckt! Und lassen Sie uns wohl beachten, meine geehrten Mitschwestern, dass es keine geringe Sache ist um die Küche, die Wirtschaft und die gemeinschaftlichen Mahlzeiten, die wir mit unseren Familiengenossen einnehmen, denn Sie alle werden wohl wissen, dass gerade diese gemeinschaftlichen Mahlzeiten die Segensstunden sind, in denen wir vereint mit unserem Mann und den Kindern uns ausruhen und einer Erholung erfreuen, und lassen Sie uns daher sorgen, dass diese Stunde uns eine wahre Erholungsstunde bleibe und uns nicht verbittert werde durch Sorge, Angst und Bekümmernis, nicht durch unsere Unwissenheit und Gleichgültigkeit gegen das Kleine, Alltägliche, nicht durch Unzufriedenheit und Mangel! Das sei unser Bestreben, unser vereintes Ziel.

Fußnote: Während des Drucks lesen wir von den Vereinigungen der Hausfrauen zu Kassel, Frankfurt am Main, Dortmund, Essen und etc. zu ähnlichen Zwecken. Diese Vereine halten eine Delegierten-Versammlung am 7. Dezember in Dortmund ab. (Zurück)